Sparen verboten?
Ärztekammern und die Spargedanken
Die Sparpakete auf europäischer Ebene nehmen dramatische Dimensionen an. In Griechenland sind die Menschen seit Monaten auf den Straßen und auch in Spanien und Portugal gärt es. Ebenso ist in Irland und nun auch in Slowenien „Feuer auf dem Dach“ und Italien soll das nächste Sorgenkind werden. Doch wie sieht es bei uns in Österreich aus ?
Österreicher schnallen Gürtel enger
Österreich muss sparen – so einmal das Credo der Bundesregierung. Das Ende 2010 beschlossene Sparpaket hat es den Österreicherinnen und Österreichern vor Augen geführt: Alle müssen den Gürtel enger schnallen. Ein Wirt eines Landgasthofes klagt über den Rückgang an Gästen. Eine Marketingagentur findet kaum mehr Kunden, weil die Unternehmen ihre Marketingausgaben zurückschrauben. Ein Steuerberater schüttelt nur mehr den Kopf, ob des Umsatzrückganges seiner Kunden. Zwar sprechen die offiziellen Wirtschaftsdaten von Aufschwung, geringen Arbeitslosenraten und Exporterfolgen, aber der kleine Mann oder der kleine Unternehmer muss sparen.
Auch Ärzte müssen sparen
Auch Österreichs Ärzte tragen ihr Scherflein dazu bei. Egal, ob bei Kinderbeihilfe, beim Treibstoff oder speziell beim Kassenstrukturfonds, der über kurz oder lang die Ärzte treffen wird, weil er von 100 Millionen auf 40 Millionen reduziert wurde. Es müssen alle sparen – außer die Ärztekammern!
Keine Sparlust bei den Ärztkammern?
Ärztekammern brauchen nicht zu sparen bzw. „dürfen“ sie gar nicht sparen. Aufgrund ihrer Rechtsform muss das Geld der Ärzte – also die Kammerbeiträge – auch ausgegeben werden. Gewinne sind verboten. Ein Insider meint dazu: „Wenn etwas übrig bleibt, dann buchen wir das auf Rückstellungen.“ Das heißt, das Geld gilt als ausgegeben. Die österreichischen Ärztekammern haben also keinen Grund, das europa- und landesweit angesagte Sparprogramm mitzumachen. Sie verfügen über ein mehr oder weniger fixes Budget – das vorsichtig geschätzt rund 70 Millionen Euro ausmacht. Bei vielen Kammern gibt es Höchstbeitragsgrenzen, so dass allfällige Umsatzeinbußen nur die Ärzte, nicht aber die Kammern treffen werden. Aber auch jene Kammern, die keine Höchstbeitragsgrenze haben, brauchen sich keine Sorgen zu machen, denn die Ärztezahlen steigen stetig an und sichern so die Mehreinnahmen der Ärztekammern. Ein nach Eigenbezeichnung „braver Umlagenzahler“ sieht gewaltige Einsparungspotentiale bei den Kammern, „welche die Beiträge der Ärzte wohl um ein Viertel reduzieren lassen könnten.“ Der brave Umlagenzahler sieht Parallelen zur Regierung: „Bei beiden ist eine Verwaltungsreform längst überfällig. Doppel- und Mehrgleisigkeiten gehören abgeschafft. Und ob die Honorare von Ärztekammerfunktionären, in Zeiten wie diesen, erhöht werden sollten – wie in der Ärztekammer Niederösterreich nach dem Machtwechsel geschehen – darf auch hinterfragt werden, schließlich zahlen wir Ärzte diesen Luxus.“ Jedenfalls war über Sparklausuren, Einsparungsprogramme, Budgetkürzungen oder Ähnliches in letzter Zeit von den Kammern nichts zu hören – „aber man darf ja noch hoffen“, so der brave Umlagenzahler.