Parkinson: Neu entdeckter Antikörper könnte Frühdiagnose ermöglichen
Erkrankungen wie Morbus Parkinson liegen krankhafte
Veränderungen von Proteinen zugrunde. Bei der derzeit unheilbaren
neurodegenerativen Erkrankung Parkinson verändert sich das Protein
Alpha-Synuclein und wird pathologisch. Bisher gab es keinen
Antikörper, der helfen konnte, die krankheitsassoziierte Veränderung
von Alpha-Synuclein nachzuweisen. Ein internationales Expertenteam
unter der Leitung von Gabor G. Kovacs vom klinischen Institut für
Neurologie der MedUni Wien hat jetzt einen neuen Antikörper entdeckt,
der diese Fähigkeit besitzt.
“Das eröffnet neue Möglichkeiten zur Entwicklung eines diagnostischen
Tests für Morbus Parkinson”, sagt Kovacs zur Bedeutung dieser
Entdeckung. “Dieser neue Antikörper ermöglicht es uns, in
Körperflüssigkeiten wie Blut oder Rückenmarksflüssigkeit die
pathologische Konformation zu finden.” Eine klinische Studie mit rund
200 PatientInnen läuft bereits, erste konkrete Ergebnisse im
klinischen Test wird es Ende 2012 geben. Dabei soll in Zusammenarbeit
mit der Universitätsklinik für Neurologie unter der Leitung von
Walter Pirker getestet werden, inwieweit der neue Antikörper zur
Frühdiagnostik eingesetzt werden kann, um die Erkrankung besser zu
verstehen und effektiver behandeln zu können.
Ein Schritt in Richtung Bluttest für Parkinson
Während der Erkrankung erfährt die krankhafte Form von
Alpha-Synuclein, die dieselbe Primästruktur wie die gesunde Form
aufweist, eine “abnorme Faltung”. Kovacs: “Diese Unterscheidung war
bisher aber nicht möglich.” Die bisherigen immundiagnostischen
Techniken ermöglichten lediglich den allgemeinen Nachweis von
Alpha-Synuclein. Der neue, monoklonale Antikörper, den ForscherInnen
der MedUni Wien gemeinsam mit der deutschen Biotech-Firma Roboscreen
entwickelt haben, erkennt jedoch einen für die strukturellen
Veränderungen verantwortlichen, strategischen Teil des Proteins. Die
Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Top-Magazin Acta
Neuropathologica veröffentlicht.
Kovacs: “Heute lässt sich zwar noch nicht sagen, dass wir Parkinson vorzeitig im Blut diagnostizieren können, aber es ist ein enorm wichtiger Schritt in diese Richtung.” Theoretisch ließe sich Morbus Parkinson fünf bis acht Jahre vor dem Ausbruch diagnostizieren.
In Österreich leben zwischen 15.000 und 16.000 Menschen mit einem Parkinson-Syndrom. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. In der immer älter werdenden Gesellschaft wird Parkinson, eine degenerative Erkrankung des Gehirns, immer mehr zur Volkskrankheit.
Service: Acta Neuropathologica
“An antibody with high reactivity for disease-associated alpha-synuclein reveals extensive brain pathology.” G. G. Kovacs, U. Wagner, B. Dumont, M. Pikkarainen, A. Osman, N. Streichenberger, I. Leisser, J. Verchere, T. Baron, I. Alafuzoff, H. Budka, A. Perret-Liaudet, I. Lachmann. Acta Neuropathol. 2012 Jul; 124(1):37-50. DOI:10.1007/s00401-012-0964-xISBN.
Foto und Text: OTS0030 2012-07-20 09:26 200926 Jul 12 MEU0001 0402