Brandheiß-Kammerbeiträge im Vergleich

Jan 10, 2012         Kategorie: Politik + Wirtschaft

Gewaltige Unterschiede lassen viele Fragen aufkommen

Österreichs Ärztekammern sammeln pro Jahr rund 70 Millionen Euro von ihren Mitgliedern ein – das ist fast eine Milliarde alter Schillinge. Die Summe ist geschätzt und versteht sich ohne den Wohlfahrtsfondsbeiträgen. Das ist einerseits viel Geld, andererseits gibt es für die Interessensvertretungen der Ärzte eine gesetzliche Grundlage. Die Kammerumlagen sind aber nicht gesetzlich geregelt und werden von den einzelnen Länderkammern eigenständig festgelegt.

Österreich ist nun wahrlich kein großes Land, leistet sich aber einen ausgeprägten Föderalismus, der im Zuge von angedachten Sparmaßnahmen und der von verschiedensten Stellen eingeforderten Verwaltungsreform immer wieder in Frage gestellt wird. Nachdem zum Beispiel 70 Prozent der österreichischen Gemeinden negativ bilanzieren, wird über Zusammenlegungen nachgedacht. Sogar bei der Anzahl der Landesregierungen gibt es kritische Stimmen. In der Tat ist es schwer argumentierbar, dass es in einem Land so groß wie Bayern neun verschiedene Jugendschutzgesetze gibt. Bei den Ärztekammern ist die Diskussion über Zusammenlegungen auch nicht neu. Jedenfalls werden die vorliegenden Vergleichszahlen über die Kammerumlagen in Österreich solche Forderungen nicht zum Schweigen bringen. Die hier dargestellten Zahlen sind Teil einer umfangreichen Analyse, die vom Verlag in Auftrag gegeben wurde und geben nur einen Teil der Situation wieder, da viele unterschiedliche Parameter existieren. Deshalb wurden Altersund Umsatzgruppen dargestellt, die repräsentativ sein dürften. Somit soll der Vergleich lediglich einen Eindruck über die aktuellen Kammerumlagen und deren Unterschiedlichkeiten bieten. Irrtümer und Fehler sind natürlich trotz größter Vorsicht und aufwendiger Recherchen nicht auszuschließen.

Umlagenordnungen

Auf die Berechnungsmethoden der Kammern wollen wir im Detail nicht eingehen. Diese sind in den verschiedenen Umlagenordnungen der Bundesländerkammern dargelegt. Somit sind die angeführten Zahlen auch für jeden objektiv nachvollziehbar. Es sollte bekannt sein, dass es Kammern gibt, die Deckelungen eingeführt haben und andere die Umsatzwerte als Bemessungsgrundlage heranziehen. Mag es für die unterschiedlichen Berechnungsmethoden Gründe geben, für einen Vergleich werden diese als nicht relevant angesehen. Hier zählen nur die nackten Zahlen.

Eklatante Unterschiede

Österreichs Ärzte sind nicht gleich – zumindest was ihre Kammerumlagen betrifft. Zum einen hängt die Höhe der Beiträge von der ausgeübten Tätigkeit ab und zum anderen ist es relevant, in welchem Bundesland man als Arzt tätig ist. So sind die Umlagen in Wien und Niederösterreich bis zu 4x höher als zum Beispiel in Oberösterreich. Wien und Niederösterreich zählen zu den „teuren“  Kammern – Tirol, Oberösterreich und Kärnten zu den günstigeren.

Kassenärzte zahlen mehr

Interessant ist die Gegenüberstellung von Paragraph-2 zu anderen niedergelassenen Ärzten. Auch unter der Prämisse der gleichen Parameter zahlen Kassenärzte in Kärnten, OÖ und in Tirol mehr als ihre KollegInnen.

Niedergelassene und angestellte Ärzte

In einigen Bundesländern scheinen die niedergelassenen gegenüber den angestellten Ärzte benachteiligt zu sein. Die dargestellten Tabellen der Oberärzte mit 8.500 Monatseinkommen und der Allgemeinmediziner mit 200.000 Euro (Kostenanteil rund 50 Prozent) sind in etwa vergleichbar. Zum Beispiel zahlt aber der Niedergelassene um zirka 2,5 Mal mehr als der angestellte Arzt.

Österreichanteil aus dem Gleichgewicht

Die dargestellten Beitragszahlen beeinhalten sowohl den Länder- wie auch den Anteil für die Österreichische Ärztekammer. Hier sind die ohnehin zum Teil sehr großen Unterschiede noch auffälliger. So zahlt in Wien ein 48-jähriger Allgemeindmediziner im 21. Berufsjahr 735,- Euro an die ÖAK, sein Kollege in Kärnten nur 246,- Euro und jener in der Steiermark überhaupt nur 43,- Euro!

Ausreißer Radiologen

Diese Fachgruppe ist schon alleine aufgrund ihrer hohen Umsätze wenig repräsentativ und die Vergleiche bauen somit auf wenigen Fallzahlen auf. Gleichzeitig zeigt gerade diese Gruppe die Problematik der von den einzelnen Bundesländern vorgegebenen differenzierten Betrachtung auf. Dass Radiologen in Wien und Niederösterreich das 5- bis 6-fache an Umlagen überweisen müssen als ihre KollegInnen in Tirol, OÖ oder Kärnten, ist auffällig.

Wien und Niederösterreich

Beide Bundesländer sind beim Einheben von Kammerbeiträgen Spitzenreiter. Bei beiden Bundesländern wurde im Zusammenhang mit den Wohlfahrtsfonds von Sanierung gesprochen. Es sei an dieser Stellen nochmals betont, dass die Wohlfahrtsfondsbeiträge nicht Gegenstand des Vergleiches sind und somit auch nicht enthalten sind. In Wien und Niederösterreich gibt es auch die meisten Beitragszahler. Das heißt, in Kombination mit den hohen Beiträgen, fließen bei diesen beiden Kammern ansehnliche Beträge in die Kassen. Den Ärzten könnte es egal sein, wenn sie mit ihrem Geld gut vertreten werden. Kritische Anrufe in der Redaktion geben allerdings ein anderes Bild wieder. Für den Experten für Preisargumentation Werner Pepels ist der Blick auf den Leistungsgegenwert wichtig, was nichts anderes heißt, als dass jeder Preis – und somit auch die Kammerbeiträge der Ärzte in Relation zu der gebotenen Leistung stehen. Für Pepels muss man im Preisgespräch unbedingt über die Gegenleistung argumentieren. Für die gegenständliche Vergleichsanalyse lässt dies den Schluss zu, dass die Bundesländerkammern unterschiedliche Leistungen bieten – oder?

Foto: OÖGKK

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